Automatische Backups mit Duplicati

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Dateien können nicht wichtig sein, wenn sie nicht gesichert werden. Diese Aussage hört man oft, meistens nachdem tatsächlich wichtige Dateien unrettbar verlorengingen, weil niemals oder nur unregelmäßig und spontan Backups angelegt wurden. Glücklicherweise ist es sehr einfach, diesen Ernstfall zu vermeiden. Kostenlose Backup-Programme gibt es genug; in diesem Beitrag möchte ich Duplicati vorstellen, eine aus der Masse hervorstechende Lösung für Linux, Windows und Mac. Die Installation erfolgt unkompliziert über die jeweilige betriebssystemeigene Art. Obwohl auch noch die alte Version 1.3.4 angeboten wird, sei die neueste und komplett überarbeitete Version empfohlen, obwohl es sich um eine Beta-Version handelt. Für Arch Linux und darauf aufsetzende Linux-Distributionen findet sich ein entsprechendes Paket im AUR.

Nach der Installation lässt sich Duplicati über ein intuitives Webinterface, standardmäßig erreichbar unter localhost:8200, einrichten. Der Zugriff kann durch ein Passwort geschützt werden, was man in einer Mehrbenutzerumgebung oder beim geplanten Zugriff von extern nutzen sollte. Backup-Pläne sind mit wenigen Klicks konfiguriert: Zunächst vergibt man einen beliebigen Namen für den Plan (Art und Ziel des Backups wären sicher hilfreich). Außerdem werden die Backup-Dateien standardmäßig mit AES-256 symmetrisch verschlüsselt, doch eine externe Verschlüsselung mit GNU Privacy Guard oder gar keine Verschlüsselung sind ebenso möglich. Entscheidet man sich für die Verschlüsselung, vergibt man ein Kennwort. Dieses Kennwort darf nicht in Vergessenheit geraten, denn das schönste Backup nützt nichts, wenn man seine Dateien nach der Wiederherstellung nicht öffnen kann.

Duplicati: Neuer Backup-Job

Duplicati unterstützt verschiedene Ziele und Protokolle, unter anderem natürlich lokale Speicher, aber auch WebDAV, ein häufig genutztes Protokoll, um auf Cloud-Speicherdienste zuzugreifen.

Duplicati: Zielpfad angeben

Im Falle von WebDAV muss der Zugriff mit Benutzername und Kennwort erfolgen. SSL und Port 443 für eine gesicherte Verbindung zwischen Rechner und Cloud-Speicher sind auch nicht verkehrt. Der Servername wird ohne http:// oder https:// eingetragen. Das Format für den Pfad auf dem Server, wo die Backups abgelegt werden sollen, ist abhängig vom Dienst. Für die MagentaCLOUD sähen die Serverinformationen wie folgt aus:

Server: webdav.magentacloud.de
Pfad: /Ordner

NextCloud und OwnCloud benötigen den führenden Schrägstrich nicht, enthalten aber in der Standardkonfiguration die remote.php/webdav-Komponente im Pfad:

Server: cloud.domain.de
Pfad: remote.php/webdav/Ordner

Die Verbindungsdaten lassen sich nützlicherweise im selben Menü testen.

Die zu sichernden Dateien und Ordner lassen sich über einen Verzeichnisbaum auswählen oder, übersichtlicher, nach Klick auf die drei Punkte rechts darüber, Pfad für Pfad eintragen. Pfade mit schließendem Schrägstrich werden als Verzeichis interpretiert, solche ohne als Dateien. Darauf weist Duplicati allerdings noch einmal hin, falls der Slash vergessen wird.

Duplicati: Backup-Quellen auswählen

Danach entscheidet man sich für einen Zeitplan, den man auf bestimmte Uhrzeiten und Wochentage genau einrichten kann.

Duplicati: Zeitplan bestimmen

Schließlich kann man noch bestimmen, wie groß die Blockdateien am Zielort werden sollen (mehr dazu im übernächsten Absatz) und wie mit älteren Backups verfahren werden soll. Zum Beispiel könnte man immer nur fünf Backups behalten, sodass nach der sechsten Sicherung das älteste Backup gelöscht würde.

Duplicati: Blockgröße und Retention

Duplicati erlaubt noch eine ganze Reihe von Detaileinstellungen, sowohl global als auch je Backup-Job, versteckt diese jedoch in Auswahllisten am Schluss jedes Menüs. Diese Einstellungen sind für Experten interessant, die genau wissen, was sie tun. Damit gelingt dem Programm der Spagat zwischen Funktionalität und Einsteigerfreundlichkeit. Nun sollte man den Backup-Job einmal manuell starten. Im oberen Bereich des Webinterface werden Name und Termin des nächsten Backup-Jobs bzw. der Status des laufenden angezeigt.

Duplicati: Backup-Plan in der Übersicht

duplicati-07Duplicati: Status- und Fortschrittsbalken

Duplicatis Backup-Konzept ist interessant: Die gewohnte Einteilung in Vollbackups, inkrementelle und differentielle Sicherungen wird hier aufgebrochen. Duplicati legt bei der ersten Sicherung stets ein Vollbackup der Daten in Form von sogenannten Blockdateien ab, die standardmäßig 50 MB groß sind, und speichert die Informationen darüber, in welchen Blöcken sich welche Dateibestandteile befinden, in einer Index-Datei ab. Welche Dateien übehaupt gesichert wurden, verrät eine Datei in Form einer Liste. Wie bereits erwähnt, verschlüsselt Duplicati standardmäßig mit AES-256 und zwar natürlich schon vor dem Transfer der Daten zum Zielort; demzufolge lässt sich keine der Block-, Listen- und Indexdateien ohne das zur Verschlüsselung benutzte Kennwort öffnen.

Zukünftige Sicherungen erfolgen inkrementell. Allerdings unterscheidet sich der Restore-Prozess von dem vieler anderer Lösungen: Anstatt alle inkrementellen Sicherungen und das Vollbackup zum Wiederherstellen zu verwenden, schlägt Duplicati in der Indexdatei nach und verwendet nur diejenigen Blockdateien, in denen sich die für die wiederherzustellende Datei benötigten Daten befinden.

Von Pascal Korz

IT Systems Engineer in und aus dem schönen Köln

Ein Kommentar

  1. Einfach mal Danke für die Hinweise. Ich komm mir manchmal recht Blöd vor, wenn ich nichtmal mehr anständig ne Remoteadresse angeben kann. Jetzt klappts.

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